Aero-Club Rhein-Nahe e.V.

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Euro Fly-Out 2019: Toulouse, San Sebastian und Bordeaux 

Beim mittlerweile 5. Euro Fly-Out  (11.-15.09.2019) hatte sich etwas Ablaufroutine eingestellt: Im Winter das Kick-Off Meeting mit Routenwahl, im Frühjahr die Detailplanung mit Hotelbuchungen, zwei Wochen vor Abflug ein Piloten-Briefing - und dann … ja dann am Vorabend  des Fly-Out der traditionelle finale Check:  Gepäck,  Ausrüstung, Tanks, Technik garniert mit ordentlich Fliegerlatein.

Dieser  Abend sollte aber etwas anders als in den Jahren zuvor verlaufen. Die Piper Seneca und unser Vereinsneuerwerb - die Maule - benötigten überraschender Weise dringend etwas Aufmerksamkeit aus der Abteilung Technik.  Ganz klar: Ohne unseren Technikchef Daniel wäre die Reise für diese zwei Maschinen bereits vor dem Start zu Ende gewesen.

Nachdem die Firma Arlt noch schnell das letzte Teil an der Seneca am Morgen des Abflugs verbaut hatte war die Flotte mit vier Flugzeugen des Euro Fly-Out 2019 Richtung Südwesten unterwegs. So trist die Aussichten wegen des drohenden Aus für zwei Flugzeuge am Vorabend – so genial die Wettersituation auf unserer Route nach Frankreich und Nordspanien am Morgen darauf. Im lockeren Verband flogen die drei einmotorigen Flugzeuge an Besançon vorbei nach Lyon, unserem ersten Zwischenstopp auf der Tagestour nach Toulouse.

Nur die Seneca Crew musste etwas warten, bis der Flieger final startklar war. Mit 440 PS aus zwei turbogeladenen Triebwerken holt sie Vorsprünge normalerweise spielend auf. An diesem Morgen verliehen die Streckenfreigaben der Flugverkehrskontrolle ihrer IFR-Streckenführung allerdings nicht nur eine seltsame Geometrie sondern auch ein zusätzliches Sightseeing  Highlight mit Blick auf den Mont Blanc. Das Mittagessen fiel für die Crew aus – man kann eben nicht alles haben!

Unser Zwischenstopp in Lyon-Bron, dem für unseren Trip günstig gelegenem Regionalflughafen mit guter Infrastruktur und dem hervorragendem Restaurant „L´Assiette“, dauerte gerade einmal zwei Stunden. Die Maschinen wurden an der Selbstbedienungstankstelle mit unserer neuen “ Vereins TOTAL Tankkarte“ in kurzer Folge betankt. Julian hatte noch kurz vor unserem Abflug die Karte in Frankreich bestellt. Sie sollte sich auch später auf unserer Reise noch als äußerst nützlich erweisen.

Auch in diesem Jahr erschien das Dickicht der Flugbeschränkungs-, -gefahren- und –verbotsgebiete in Frankreich wieder schier undurchdringlich zu sein. Aber - wie so oft zuvor - waren die meisten dann tatsächlich gar nicht aktiv oder konnten nach Freigabe durch- bzw. einfach umflogen werden. Nach knapp 2 Stunden Flugzeit über das beeindruckende Zentralmassiv befanden sich alle Crews im Landanflug auf Toulouse-Lasbordes Airport.

Unser erstes Etappenziel Toulouse am Fuße der Pyrenäen ist das Herz der europäischen Luft- und Raumfahrt und somit ein Mekka für jeden Piloten. Allerdings wäre es zu schade diese wunderbare Stadt mit ihrer großartigen Geschichte auf diesen Aspekt zu reduzieren. Also machten wir uns am Morgen zunächst auf Entdeckungstour durch die "Ville rose", die rosafarbene Stadt. Sie hat ihren Beinamen der verwendeten Ziegel wegen erhalten, die man bis heute in der top restaurierten Altstadt immer wieder in den Fassaden entdecken kann. Ob die Basilika Saint-Sernin aus dem 11. Jahrhundert,  das Jakobinerkloster oder die Residenzen reicher Kaufleute aus der Zeit der Renaissance – diese Stadt hat den Augen ihrer Besuchern wirklich einiges zu bieten. 

Nachmittags gab es aber kein Halten mehr: Auf zum Flughafen Toulouse-Bagnac, der Heimat des Airbus Konzerns. Faszinierend der Besuch des 2015 eröffneten Museums “aeroscopia”.   7000 m² Ausstellungsfläche sind hier vollgepackt mit vorwiegend französischer und europäischer Luftfahrtgeschichte. Von den Anfängen der Luftfahrt mit der Blériot XI bis zum Superflieger Concorde No.#1 – hier ist für jedes Pilotenherz etwas dabei.

Anschließend der Besuch in der Montagehalle des A380. Zuvor hatte man uns in einer  Videoanimation den komplizierten Zertifizierungsprozess des Riesenvogels nochmals vor Augen geführt. Bilder zu diesem Teil unseres Trips gibt es leider nicht: Fotoverbot – ziemlich lächerlich in Anbetracht der Tatsache, dass dieses Flugzeugprogramm in zwei Jahren auslaufen wird. In der Montagehalle erwartete uns ein etwas morbider Charme. Auf eigentlich drei verfügbaren Montageplätzen erhielt lediglich eine ANA A380 Maschine im hinteren Teil der Halle ihren letzten Schliff.

Interessanter gestaltete sich danach der Besuch der A400M. Die Innenansichten dieses gigantisch anmutenden Militärtransporters hinterlassen bei jedem Besucher einen bleibenden Eindruck.

Zurück in Toulouse konnten wir nochmals die Altstadt - diesmal bei Nacht - genießen. Die unzähligen Restaurants mit lokalen Spezialitäten laden die zahlreichen Besucher der Stadt zu einem Besuch im Freien ein. Bei einem guten Glas Wein oder Bier ließen wir das bunte Treiben auf uns wirken und den Tag in der französischen Hauptstadt der Luftfahrt ausklingen.


Am Freitagmorgen kam zunächst etwas Hektik auf. Es war unser Plan frühzeitig zu starten, denn wir wollten genügend Zeit für einen Besuch unseres nächsten Etappenziels am Nachmittag  haben. Für die Fahrt zum Flughafen benötigt man eine gute halbe Stunde. Nur Taxen waren leider an diesem Morgen eine absolute Mangelware - eines zu ergattern erforderte daher etwas Geschick.

Mit leichter Verspätung ging es dann für unsere vier Flugzeuge auf die Reise ins Baskenland nach Nordspanien. Nach einem kleinen Schlenker um den Süden von Toulouse hatte jedes Team eine andere Streckenführung gewählt. So ging es entweder am Fuß, an den Ausläufern oder über die Pyrenäen zum Golf von Biskaya.  

Jede Strecke bot ihre individuellen Reize bis wir uns schließlich alle in kurzen Abständen im Anflug auf die Piste 22 von LESO - San Sebastián wiederfanden. Der Anflug in Richtung der Berge über die türkisfarbene Bucht hat ihren besonderen Charme. Die Piste ragt größtenteils ins Wasser und lässt ein wenig Flugzeugträger-Feeling aufkommen.

Am Flughafen wartete die freundliche Empfangsdame der Fluggesellschaft Iberia auf unser Eintreffen. Iberia übernahm die Handling Formalitäten, die an diesem Flugplatz vorgeschrieben sind. Will man hier Übernacht  sein Flugzeug parken, so ist eine vorherige Anmeldung unvermeidlich. Wir bekamen vier der insgesamt nur sechs Parkflächen für General Aviation Flugzeuge zugewiesen.

Donostia - wie San Sebastián im Baskenland genannt wird - empfing uns mit traumhaftem Wetter. Strahlender Sonnenschein und 25°C ließen erahnen, warum diese Stadt schon vor Jahrhunderten ein begehrtes Reiseziel  der europäischen Aristokratie und des Geldadels war.   Imposante Kathedralen, Spielcasinos und herrschaftliche Stadtvillen zeugen von der wechselvolle Geschichte dieser Stadt an der französischen Grenze. Unser Guide Iñigo gab uns einige Einblicke in diese Geschichte und die unzähligen humorvollen Geschichten seiner Bevölkerung.

So lernten wir,  dass die Gastfreundschaft hier früher nicht unbedingt auf Freiwilligkeit beruhte: Bei Stierkämpfen auf der Plaza de la Constitución waren es die direkten Anwohner, die fremden Besuchern des Spektakels kostenlosen Einlass zu ihren Balkonen gewähren mussten – Bewirtung inklusive.

Einzigartig auch das Trommelfest am 20. Januar eines jeden Jahres. Ab Mitternacht ziehen tausende Bewohner über 24 Stunden mit Trommeln, Fässern und Melkeimern  durch die Stadt und begehen das Fest des heiligen Sebastian.  Mit Iñigos Hilfe bemühten wir uns redlich die Verse des beim Trommeln rund um die Uhr gesungenen baskischen Lieds nachzusingen.
Am Abend wartete ein weiteres Highlight auf uns: An einem langen Tisch inmitten eines traditionellen baskischen Restaurants wurden Pinxos (die baskische Form von Tapas) mit Txakoli (wohl am besten mit der baskischen Variante des spanischen Cava beschrieben) serviert. Das etwas „knorrige“ aber immer korrekte Auftreten des Kellners verlieh dem gemeinsamen Traditionsessen  eine authentische Note.

Am Samstagmorgen – nach kurzem Security Check am internationalen Flughafen – waren wir pünktlich um 9 Uhr am Start zu unserem letzten Etappenziel. Über die Bucht und vorbei am Yachthafen von San Sebastián ging es zunächst Richtung französischer Atlantikküste mit endlosen Stränden.

In der Nacht hatte sich auf dem weiteren Weg Richtung Bordeaux großflächig flacher Nebel ausgebreitet, der sich kurz vor dem Landeanflug auf Libourne wieder lichten sollte. In Libourne, einem kleinen Flugplatz in der Nähe von Bordeaux, waren an diesem Morgen nur wenige Flugzeuge in der Luft. Gerade genug, um die aktuelle Landerichtung zu erfahren, denn einen Infoturm gibt es hier nicht. Libourne liegt im Herzen der weltweit bekanntesten Weinregion der Welt. Ehrwürdige Namen wie St. Èmilion, Pomerol und Petrus zieren hier die Weingüter der nächsten Umgebung.

Wir hatten uns für den Besuch im Chateau Soutard, Saint Emilion entschieden. Eine gute Wahl, wie sich herausstellte, denn die Führung durch die Weingärten und die anschließende Weinverkostung wurden dem hohen Anspruch der Region gerecht.

Der Abflug aus Libourne gestaltete sich sehr entspannt. Viele Flugbeschränkungsgebiete und natürlich alle Tieffluggebiete waren an diesem Sonntagmorgen nicht aktiv. Wir hatten uns entschlossen, einen Zwischenstopp in Reims einzulegen, wo wir kurz vor der dortigen Mittagspause eintrafen.

Gerade Zeit genug unsere Flugzeuge für den letzten Flug nach Langenlonsheim zu betanken und uns selbst im Fliegerrestaurant ein wenig zu stärken. An Luxemburg vorbei führte uns der Flug nach Hause. Um 17 Uhr waren alle Taschen entladen, die Flugzeuge geputzt und das Fliegerbier stand in unserer Budik zum abschließenden „De-briefing“ bereit. 

Auch der 5. Euro Fly-Out war wieder ein voller Erfolg: gutes Wetter, interessante Locations und eine super Stimmung unter den Teilnehmern. Grund genug bereits jetzt über das nächste Euro Fly-Out nachzudenken. Spannende Ideen dazu gibt es bereits reichlich…Wer mehr erfahren und vielleicht auch mit dabei sein möchte kann gerne Hans-Jürgen Schwerhoff ansprechen.

 
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